Königlicher Bruder

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Die deutsche und noch mehr die frühere preußische Freimaurerei war in ihrer Geschichte und ihrem Selbstverständnis stark durch die Aufnahme des Kronprinzen Friedrich, dem späteren Preußenkönig Friedrich II., beeinflusst worden. Unsere Großloge, die Große National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“, deren Tochterloge wir sind, beruft sich seit ihrer Stiftung 1740 auf Bruder Friedrich, unserem „natürlichen Großmeister“.

Hier ist nicht der Platz, die Widersprüche und Brüche im Handeln und Leben von unserem Königlichen Bruder oder gar die Berechtigung seines Beinamens „der Große“ zu diskutieren. Literatur über ihn gibt es genug und Gelegenheit, sich eine eigene Meinung zu bilden, auch.

Als Loge, die im Jubiläumsjahr 1912 (200. Geburtstag) gestiftet wurde und sich bewusst seinen Namen als Logennamen gab, fühlte man sich, übrigens bis heute, seinem Wirken als Freimaurer und Philosoph auf dem Thron besonders verbunden.

Das ist schon am unserem Logen-Bijou ablesbar. Bruder Friedrich ist nach einem Gemälde des Hofmalers Antoine Pesne (1683-1757) wiedergegeben worden. Das Gemälde befand sich im Besitz der Großloge „Zu den drei Weltkugeln“.

Der Meister vom Stuhl, Bruder Karl Habicht, sagte am Tage der Weihe unserer jungen Loge 1912 hierzu:

Wir wollen das Bild des großen Königs, Menschen und Freimaurers im Herzen tragen, und es soll von seiner Kraft etwas auf uns übergehen. Wir wollen dabei keine Menschenvergötterung treiben, denn wir wissen, dass er ein Mensch und nichts Menschliches ihm fremd war, ein Kämpfer und Ringer, ein Mensch mit Kanten und Ecken. (…) Freiheit des Denkens, gepaart mit schlichter Frömmigkeit soll bei uns wohnen. Wie der große König sagte: ‚Ich suche nichts als die Wahrheit‘, so wollen auch wir Wahrheitssucher sein. Im Lichte der Wahrheit wollen wir verbunden sein. (…) Und schließlich wollen wir nach Friedrichs Wort: ‚Es kann hier ein jeder nach seiner Façon selig werden‘, weitherzig und tolerant sein gegen jede Eigenart eines Menschen, eines Bruders, einer Loge, einer Großloge. Es soll mit einem Worte die Loge ‚Friedrich der Große‘ eine Pflegestätte des Idealismus werden.“

Friedrich der Große blieb nicht der einzige Freimaurer auf dem Preußen-Thron. Auch Kaiser Wilhelm I. war ein begeisterter Maurer und Protektor der drei Altpreußischen Großlogen.

Die bedingungslose Nähe zum Königshaus, die Verklärung Friedrichs, später der nationale Konservatismus in den Altpreußischen Großlogen brachten Konflikte, eine starke Distanz zur Weimarer Republik und dann eine Anbiederung an die „neuen“ Nazi-Machthaber mit sich. Ein unangenehmes Kapitel in der Geschichte der deutschen Freimaurerei, dass aufgearbeitet ist, aber nie abgeschlossen sein darf. Die Berufung auf Friedrich den Großen heute wird davon immer berührt sein und ist Bedingung für die Glaubwürdigkeit einer demokratisch denkenden und handelnden Freimaurerei nach 1945. Der Menschlichkeit verpflichtet –  HUMANITATI!